Ein Hauch von Wind kam auf und wir setzten Segel nachdem der Motor elektrisch hochgefahren wurde und die beiden Ruderblätter sowie der Schwenkkiel herabgelassen wurde, welches übrigens von Hand bewerkstelligt werden kann. Langsam setzte sich die Yacht in Bewegung. Das solch ein Raumwunder, immerhin gibt es 1,80 m Stehhöhe im Salon, bei solch leichtem Wind ins laufen kommt erstaunt mich sehr, meinte ich Anfangs vielleicht, daß die Segelfläche eher etwas knapp rüberkommt. Langsam frischte der Wind auf, ~ 2 Bft. vielleicht, in Böen wenig mehr, selten mal 3 Bft. und hier waren wir wirklich erstaunt wie gut das Schiffle läuft, leicht und ausgewogen auf dem Ruder liegt und mit kleinsten Korrekturen auch selbständig Kurs hält. Wenden mit wenig Ruderausschlag gefahren wurde und wir wirklich merkten, auf einem vollwertigen Segelboot unterwegs zu sein.
Natürlich, ein an einer Segeljolle entlehntes Unterwasserschiff, wenig benetzte Oberfläche und ein Wasserballastsystem mit Pfiff lassen dieses Boot ins Laufen kommen. Was mich beim Segeln immer interessiert ist einmal den Kompass bei der Wende zu beobachten. Leider war keiner an Bord, aber schätzen können wir ja auch. Die realistischen Angaben des Eigners sprachen von 43° Höhe am wahren Wind und das kann ich an Hand von Landpeilung bestätigen.
Fazit:
- Wir haben ein trailerbares Boot
- Stehhöhe, breite Liegeflächen im Achterschiff
- Geräumiger Salon mit Pandry
- Großzügige V-Koje im Vorschiffsbereich
- Schwenk - Ballastkiel
- Wasserballast 850 ltr.
- Gute Segeleigenschaften
- Statt Inboarder mit welle/Stopfbuchse/Lager und Gedöhns, - ein Outboarder -
- der das Schiff, so gewünscht, auf bis zu 20 kn. beschleunigen kann.
- Ein Mastlegesystem mit festinstalliertem modernem "Jütbaum" (Einhandbedienung)
-
Und - Alles in hervorragender Qualität mit viel Liebe zum Detail!
Herr Lamprecht, Sie haben ein sehr schönes Schiff konstruiert/gebaut und meinen vollsten Respekt!
Mit freundlichen Grüßen,
Fahrbericht mit der Odin nova
de lux am 16.10.2011
Bei 3 Bft. und strahlendem Herbstwetter konnte
ich mit der Odin nova de lux auf dem Altmühlsee erste Fahreindrücke
sammeln.
Unkompliziert und freundlich wurde für Sonntagnachmittag
ein Probeschlag vereinbart und gemeinsam mit Herrn Lamprecht ging es auf
die bereitliegende Yacht. Der erste Eindruck beim Betreten der Yacht mit
gefülltem Wasserballasttank: krängungsmäßig kein
Unterschied zu den bleitransportierendem Schwerstern.
Überhaupt wirkt das Boot trotz seines recht hohen
Aufbaues insgesamt proportioniert, die oval geschnittenen Bullaugen nehmen
dem Aufbau optisch etwas die Wucht. Der umlaufende Seezaun ist sehr stabil
und vertrauenserweckend. Kleines Detail am Rande: die sechs Klampen sind
äußerst solide ausgeführt, bestechen auch durch ihr Design
und sind wie alle Metallteile an Deck nichtrostend. Ihr Anordung zeigt,
dass auch an Schleusenfahrer gedacht wurde.
Der japanische 90 PS Außenborder (Viertakter) springt
sofort an und in Schleichfahrt geht´s aus dem Hafern. Geräuschentwicklung
und Vibration sind bei 1.000 U min -1 kaum spürbar, kein Vergleich
zu den herkömmlichen "dieselstinkenden Rüttelplatten".
Als dann der Hebel "auf den Teller" gelegt wird, kommt Motorbootfeeling
auf. Geschätzte 18 kn geflutetem Ballasttank sind ein Wort, selbst
bei 6.000 U min -1 kann man sich noch gut im Cockpit unterhalten.
Nach dieser "Sonderfahrt" werden Segel gesetzt.
Die Beschläge sind an der richtigen Stelle, zwei 4-Fache Fallstopper
machen das Segelsetzen aus dem Cockpit möglich. Die Rollgenua steht
gut, auch das durchgelattete Segel steht faltenlos und bringt die Odin
schnell auf Trapp. Meine ersten Wenden sind ein bisschen holperig, mit
Pinne wäre das (vielleicht) nicht passiert. Geschätzte 4-5 Knoten
läuft der Dampfer, wenn man nicht zu hoch herangeht, dabei - das
freut den Alleinfahrer - kann man auch mal das Steuerrad loslassen, ohne
gleich eine Patenthalse zu fabrizieren. Segeln ohne Kurzkielerhektik,
ein wenig behäbig, aber auch Sicherheit durch das hohe Freibord vermittelnd,
entspricht das Segelverhalten am ehesten dem eines Fahrtenschiffes.
Das Deck wirkt aufgeräumt, der schmale
Weg am Seezaun nach vorne ist durch entsprechende Nirohandläufe
gesichert und ohne Fußfallen, der Boden ist mit einer Antislipstruktur
im Laufbreich versehen und vermittelt einen sicheren Stand. Dir Dimensionierung
von laufendem und stehendem Gut ist angemessen, die Ausführung
insgesamt wertig.
Die Großschotbelegung an der Steuersäulen
grenzt die Trimmmöglichkeiten des Goß etwas ein, ein Traveller
ist nicht vorgesehen. An der spielfreien, aber etwas synthetisch wirkenden
Steuerung scheiden sich die Geister: Boshafte Zeitgenossen werden an
einen Autosacooter erinnert, ein "richtiges Rohr oder eine Pinne"
wird sich der ambitionierte Segler wünschen, einzig der Motorbootfahrer
ist zufrieden... Die Steuersäule wiederum steht wie eine Eiche,
nichts wackelt, klappert oder zittert. Platz für Kompass und sonstige
optionale Instrumrnte ist auch vorhanden. Auch die Sitzposition ist
passend, was allerdings auch "bei Lage" noch zu prüfen
wäre.
Unter Deck setzt sich der (über Decks-)
Qualitätseindruck fort. Ein angenehm heller, mit hellem Holz ausgestatteter
Salon empfängt mit Stehhöhe, die Holzarbeiten sind von guter
Qualität. Die hellen Polster wirken hochwertig und gediegen, aber
wenn ich an einem rotweinseligen Bordabend denke, wäre mir ein
dunklerer und vor allem feutigkeitsabweisender Stoff lieber. Der Toilettenraum
bietet beinahe Stehhöhe und kann nachEignerwünschen ausgebaut
werden. Plätze für Kühlbox und Pantry sind vorhanden,
eine Kartenecke fehlt (leider). Die Heckkojen lassen reichlich Platz
für 2 Personen. Das Gleiche gilt auch für die V-Koje im Bug.
Die Elektrizität ist sauber ausgeführt, Kabel und Schalttafel
sind ausreichend dimensioniert, Platz für eine 2. Batterie ist
vorhanden.
Fazit
Wer braucht so ein Schiff? Die selbsternannten
Experten und Segelgurus in den verschiedenen Medien sparen jedenfalls
nicht mit Kritik an diesem "Zwitter". Das kann man sich unreflektiert
zu eigen machen, wenn man (noch) keine Meinung hat oder gerne Anderen
naqch dem Munde redet. Man kann sich aber auch selbstkritisch fragen,
was ist für mich persönlich notwendig, wichtig, wünschenswert,
vernachlässigbar?
Wer ein reviertaugliches Schiff für
die großen Ströme. Binnen- und Küstengewässer sucht,
gemächlich über Kanäle schippern will, sicher zu Berg
fahren möchte, auch untiefe Ankerplätze nutzen will, die Option
einer schnellen Reise auf eigenemKiel oder am Haken der Familienkutsche
in begrenzten Zeitfenster schätzt, wird sich unweigerlich mit dem
ODIN-Konzept auseinander setzen müssen. Wer Siege bei Vereinsregatten
anstrebt und lange Blauwasserfahrten durchführen will, Onassis
kennt oder in Saint Tropez seinen Drittwohnsitz hat, für den gibt
es sicher Besseres und Hochpreisigeres. Wer jedoch als Wassersportler
ohne Dünkel und Vorurteile die Möglichkeit sucht, Segel- und
Motorboot- in einer Konstruktion kostengünstig vereint- zu nutzen,
hat es relativ leicht:
Für das hier skizzierte Nutzungsprofil
gibt es nicht viele Anbieter und konstruktiv insgesamt überzeugende
Lösungen; und hier ist die probegefahrene ODIN nova de lux eine
echte Alternative.
Volker Ehler
Segellehrer, Skipper, seit 30 Jahren (auch)
Motorbootfahrer und (Blauwasser-) segler